Sujet dieser 6 Zeichnungen sind die Plattenbauten der Wohnbauserie 70, einer der meistverbreiteten städtischen Wohnsiedlungen in der ehemaligen DDR. Die Tuschezeichnungen schildern die möglichen Konsequenzen globaler keilförmiger Einschnitte in die dichten Reihen der Mietwohnblöcke. Diese radikalen Vorschläge für Eingriffe in die urbane Architektur umfassen komische aber auch kritische Aspekte, wenn die Teilstücke dieser standardisierten Massenbauten so arrangiert werden, als könnten sie wie Kuchenstücke portioniert und aufgestellt werden. Die Schnitte legen das monotone, bienenstockartige Innenleben dieser Konstruktionen bloß und lassen Licht und Luft in das Gebäude eindringen. Die kommunale Anlage der Wohnbauten wird betont, doch ihre Bewohner leben hier nicht mehr isoliert, in getrennten "Fernsehwaben" sondern sind einer offenen Bühne des Alltäglichen preisgegeben. Durch das Drehen der keilförmigen Fragmente erhalten die Arrangements einen theatralischen Charakter und es entstehen Anordnungen die an Zuschauertribünen vor einem Spielfeld erinnern. Diese einfachen Verschiebungen verwandeln den Stumpfsinn blanker Funktionalität, ideologischer Ausdruck eines sturen Fortschrittsglaubens, in ein Podium auf dem Handlungsfähigkeit und Zuschauerbeteiligung spielerisch erprobt werden können.
WBS 70 cut #5
Tusche auf Papier, 2006
42 x 49 cm