Diese Arbeit zitiert mit einer gewöhnlichen Tankstelle ein Paradebeispiel funktionaler Architektur. Durch eine Reihe formaler Kunstgriffe verwandelt sich die Tankstelle in eine Skulptur. Während die räumlichen und organisatorischen Entsprechungen ganz unverkennbar beibehalten wurden, betont die Auswahl bestimmter Materialien und Baumethoden den konzeptionellen Charakter der Installation. Die normalerweise aus Beton gefertigte Säule und das ausladende Dach sind hier in Pressspan und Pappe rekonstruiert. Die Säule ist eindeutig nur eine Abbildung, denn man sieht, dass das Dach eigentlich mit mehrfarbigen Gurten an der Decke aufgehängt ist. Ofenrohrstücke, in die schwache Glühbirnen eingesetzt sind, hängen von dieser dünnen Decke herab und stehen für eine industrielle Beleuchtung. Die Ästhetisierung dieser Art von Alltagsarchitektur wird durch ein zweites Objekt in einem anderen Bereich der Galerie vervollständigt: ein identisches Dachstück, das in das Ende eines Korridors gekeilt ist. Hier wird das Dach nicht nur wegen seiner Materialeigenschaften zum Kunstobjekt, sondern aufgrund seiner Verformung, die es abstrakt und dysfunktional werden lässt, während es zugleich seine gegenständliche Bedeutung beibehält. Da beide Objekte der Installation in überzeugender Weise auf ein menschliches Maß hin konzipiert sind, kann man sie ganz unmittelbar begreifen und sich sofort mit ihnen identifizieren. Gemeinsam ermöglichen sie es, sich einzulassen auf eine verschobene und doch verwandte Welt, deren feinsinnige Zusammenstellung einer Logik der bloßen, funktionslosen Erscheinung gehorcht. Insgesamt greift Pit Stop mit einer Reihe von Verschiebungen und Ersetzungen in das "Bestehende" ein, um unser tägliches Umfeld zu überdenken und uns so ein vorgegebenes Muster ganz neu wahrnehmen zu lassen.
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Pit Stop
Projektraum FOE 156, München 1998
Pressspan, Pappe, Ofenrohre, Spanngurte, Glühlampen
280 x 350 x 420 cm