Diese Rauminstallation, die in den Nürnberger Drahtwerken ausgestellt wurde, präsentiert hölzerne Obst- und Gemüsekisten, die normalerweise am Straßenrand unserer Städte allgegenwärtig sind, als ein Thema mit Variationen. Die Kisten sind unter Verwendung von Hartholz und dünnem Sperrholz in unterschiedlichen Stadien ihrer Zusammensetzung bzw. ihres Zerfalls nachgebaut. Der provisorische Charakter dieser detailreich gearbeiteten Behälter wird dadurch betont, dass sie bruchstückhaft und scheinbar wahllos über den Raum der Galerie verteilt sind, was an die Müllhaufen erinnert, die zurückbleiben, wenn ein Obststand abgebaut wurde. Die Behälter werden fast wie Architekturmodelle ausgestellt, so als wären sie kleine Heiligtümer, und unter dem versprengten Allerlei der Installation finden sich auch die ausgegossenen Hohlräume des Kisteninneren. Die Abdrücke und Zeichen, die sich auf den in Gips festgehaltenen Leerräumen befinden, lassen Oberfläche und Raum in ein konzentriertes Zwiegespräch treten. Die Installation als Ganzes erweist sich als elegantes Arrangement minimalistischer Objekte, wobei mithilfe eines dekonstruktiven Verfahrens die existentielle Bedeutung des räumlich Umschlossenen und Eingezäunten ausgelotet wird. Einige der Objekte werden sogar auf kleine Sockel gestellt und künden so von Kostbarem und Zerbrechlichem, während ihre Maße und Proportionen zugleich ein seltsames Vergnügen bereiten. Diese Poetik des Gewöhnlichen birgt einen erstaunlichen Reichtum an Werten und Gefühlen, feine Abstufungen zwischen hohlen und festen Körpern, zwischen Würdigung und Wertverlust und eine erstaunliche Austauschbarkeit von Banalem und Erhabenem.
Street refuge
1994, (Detail)
24 Kistensegmente rekonstruiert aus
Sperrholz, Hartholz und Draht,
Gipsabgüsse, Mdf Sockel