Geschickt zwischen Abbild und Wirklichkeit angesiedelt, erscheint Loge alias auf den ersten Blick als bekannte, in der Galerie wieder aufgestellte Bushaltestelle. Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass die an sich schon minimalistische Architektur einer Bushaltestelle noch weiter dekonstruiert und aus Papier und Pappe über einem Metallahmen neu zusammengesetzt wurde. Ein leeres Blatt Papier ersetzt die sonst so erdrückend bunte Werbefläche, wodurch die Konstruktion zu einer eleganten Proportionsstudie in Grau, Weiß und Silber wird.
Die Sitzelemente sind grundlegend umgeformt, reduziert auf eine dynamische Struktur die sie fast zur Miniatur öffentlicher Bauten der 50er Jahre macht wie etwa der schwangeren Auster in Berlin, dem heutigen Haus der Kulturen der Welt. Die funktionale, jedoch unbequeme Form der Sitzschalen verweist auf die im öffentlichen Raum übliche Praxis, bei der Formgebung nur notdürftige Bequemlichkeit zuzulassen, damit sich unerwünschte Besucher wie Obdachlose nicht wohl fühlen. In der Analogie zu einem öffentlichen Raum, über den man leicht hinwegsieht, enthüllt diese gewitzte Arbeit Schichten des Widerstandes und der Kritik, während sie sich gleichzeitig auf einem hohen Abstraktionsgrad bewegt.
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Loge Alias
2002 - 2010
Trockenbauprofile, Papier, Pappe,
Neonlampen, 400 x 200 x 220 cm